1942-62 GRIFFEN + 2 YEARS BERLIN
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A Griffen Panorama
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Die Presse vom 25.8.1997 Seite: 17Ressort: Kultur Bei Peter Handke im Stift Griffen: Maturazeugnis, Manifest, Muttergrab Eine Dauerausstellung im halb verfallenen Stift Griffen koennte Ziel fuer Kulturpilger werden. Seele des neuen Peter-Handke-Zentrums ist der slowenische Pfarrer, ein Dichterfreund. VON HANS HAIDER Jeden 15. August feierte Stift Griffen sein Patrozinium: Die dortige Mutterpfarre ist nach Mariae Himmelfahrt geweiht. Gruene Reisiggirlanden hingen noch am letzten Freitag, als die Peter-Handke-Ausstellung eroeffnet wurde. Der Dichter hat acht Tage davor in Griffen vorbeigeschaut. Dort wurde er am 6. Dezember 1942 um 6.45 geboren. Die juengsten Photos zeigen ihn mit den Toechtern (Amina und die kleine Leocadie), mit Dechant Johann Dersula, mit dem Lyriker und Maler Gustav Janus sowie Griffens Altbuergermeister Miklau. Die Bilder sind der juengste Zugang eines als Dauerausstellung im Stift begonnenen work in progress. Bernd Liepold-Mosser, ein junger Philosoph und Literaturwissenschaftler, konnte das Handke-Projekt mit Hilfe vieler Leihgeber und Zuschuesse der Gemeinde, des Landes Kaernten sowie des Bundes beginnen. Ein konventionelles Dichter-Museum sieht er nicht als Ziel vor sich, eher ein Lesezentrum. Dietmar Kaden und Markus Klaura bauten in drei zu einem Saal zusammengelegten Moenchszellen Schaugerueste aus ausrangierten Schulbaenken. In einem zweiten Raum werden mit Photos und Videos Handkes Filmarbeiten dokumentiert. Ein Handke-Zitat an der Filmzellenwand spricht vom Kino als Seelenspeise. Als Blickfang an der Eingangswand wurden wenigstens hundert Buecher in verschiedenen Sprachen und Lettern, inklusive kyrillische und hebraeische, arrangiert. Handkes vorzuegliches Maturzeugnis vom 21. Juni 1961: bis auf die Leibesuebungen alles Einser! In einem Essay fuer die Internats-Zeitschrift Fackel (ihr Name ruehrt aus keiner Karl-Kraus-Idolatrie her, sondern folgt einem slowenischen Pendant, das man als Sonnwendfeuer uebersetzen kann, so erinnert sich Gustav Janus) legte Handke 1958 in einem Manifest als Kriterium fest, dass ein Dichter bleibt , ein Schriftsteller vergessen wird . Graham Greene verdammt er als Schundroman-Schreiber. Der Gymnasiast (mit Griechisch) wirbt fuer Paul Claudel (Sein Werk ist nicht fuer die Masse bestimmt), Faulkner (Er hat als einziger den Mut, die seltsamen und furchtbaren Ursachen von Leben und Tod aufzuspueren und mitreissend zu schildern), Bernanos, Gertrud von Le Fort (Nur die ganz grosse Kunst in ihren grossen Gnadenstunden vermag in der vergaenglichen Gestalt das Unvergaengliche zu verkuenden). Am 25. August 1965 bittet Handke Emil Breisach im Forum Stadtpark ums Fahrgeld von Griffen nach Graz, um eine Einladung ins suedsteirische Bildungshaus Retzhof annehmen zu koennen - weil ich fuer die naechste Zeit aus eigenen Mitteln kaum faehig sein werde, mich von hier fortzubewegen. In Graz wartete Alfred Kolleritsch, in dessen Zeitschrift Manuskripte der Jusstudent Handke schon zu Gast war. Handke brauchte vom Forum auch 700 Schilling Fahrtkostenzuschuss, um in Frankfurt ueber seinen Debuetroman Die Hornissen zu verhandeln, denn er wollte bei Suhrkamp nicht gleich mit einer Spesenrechnung ins Haus schneien. Ein Photo mit Wim Wenders, Libgart Schwarz, Martin Schwab in Griffen erinnert an die Ortsstudien vor der Salzburger Festspiel-Urauffuehrung des Schauspiels UEber die Doerfer. Wer es gelesen, gesehen hat (zuletzt in der ergreifenden Inszenierung Helmut Wiesners in Wien), den duenkt vieles vertraut im Stift, ums Stift herum. Schal hingegen erlebt sich die literarhistorische Entdeckung, dass der Nekrolog Wunschloses Unglueck im Typoskript noch den Titel Interesseloses UEberdenken trug. Waere erst das in idyllischer Einoede versteckte, in fuenf Fahrminuten von der Suedautobahn-Abfahrt Griffen erreichbare Stiftsgemaeuer ein kulturelles Pilgerziel, koennte dessen bauliche Sanierung vorangetrieben werden. Als Peter Handke Stift Griffen in einem Text kurz erwaehnte, wuenschte er sich dort nicht den Russ eines Vergangenen, sondern schon die Farbe des Kommenden. Thomas Miklau, Obmann der neuen Kulturinitiative Stift Griffen, sagt mit ueberzeugender Logik: Viele historische Gebaeude werden mit oeffentlichem Geld instand gesetzt, ohne dass die Frage einer dauernden Nutzung geklaert ist. Wir gehen den anderen, wohl den richtigen Weg. Farbe des Kommenden In der 1236 gegruendeten, von Kaiser Josef II. aufgehobenen Praemonstratenser-Niederlassung wurden die romanische Chorturmkirche und die oftmals veraenderte Pfeilerbasilika Mariae Himmelfahrt schon fast komplett restauriert. Die Wehrgaenge (eine Raritaet!), die Moenchszellen, das Refektorium und die Wirtschaftsgebaeude harren der Millionen. Das Stifts-Gasthaus macht in seiner Winzigkeit vergessen, dass der Grossteil des 1786 konfiszierten Kirchenguts dem Wirt gehoert; er haelt wohl die Daecher in Schuss, kann sich aber eine Gesamtsanierung nicht leisten. Innerhalb der Stifts- und Kirchenmauern liegt der Friedhof geborgen - ein Meer roter Blueten! Peter Handkes Mutter, Grossvater, Onkel, Schwester ruhen hier. In der aelteren der Stiftskirchen wurde Leocadie Handke getauft (mit Wim Wenders als Taufpaten). Vom Suhrkamp-Buch mit Handkes wortlosem Schauspiel Die Stunde da wir nichts voneinander wussten gruesst das romanische Steinrelief der Heiligen drei Koenige aus dem Griffener Kreuzgang herunter. Johann Dersula ist aus Buechern als Handkes Pfarrer-Freund bekannt. Er absolvierte nicht das kirchliche Gymnasium im nahen Tanzenberg, sondern kam als Spaetberufener ins Seminar nach Horn, Niederoesterreich. Dieser Kaerntner Slowene ordiniert in zwei Sprachen. Resi duso! (Rette unsere Seelen) ist auf dem Missionskreuz des Jahres 1924 im Kreuzgang zu lesen. Dersula machte sich Sorgen um die Rettung und Belebung des Stiftes. In einer schlaflosen Nacht kam mir der Gedanke, eine Literaturstaette fuer Peter Handke waere passend, gestand er bei der Begruessung der hundert Gaeste. Er durfte sich in seinem Engagement fuer die Literatur von seinem Oberhirten unterstuetzt wissen: Egon Kapellari amtiert in der oesterreichischen Bischofskonferenz als Kunstreferent. Ein Ortsschriftsteller Dersula bekannte in seiner Rede: Der Dichter hat erst nach einigem Zoegern sein Einverstaendnis signalisiert und eine einzige Anregung gegeben: Alle seine Buecher sollten nach Griffen kommen. Handkes Verleger halfen mit. Unter den Eroeffnungsgaesten fiel der Tanzenberger Professor Schnabel auf, dem viele Schueler Erweckung und Foerderung danken. Und Handkes Onkel Georg, ein freundlicher Brillentraeger mit grauweissem Bart. Er ist einer aus der Zunft der im Versuch ueber die Muedigkeit hoch gepriesenen Zimmerleute und hat vor Jahrzehnten mit Holzstehern die morsche Stuckdecke des Stiftsrefektoriums abgepoelzt - wo am 27. und 28. September das Burgtheater mit Weissagung & Selbstbezichtigung (1966 in Oberhausen uraufgefuehrt) gastieren wird. Georg Sintz erinnerte ein Photo des jungen Peter an die Art, wie er seinen eigenen Schnurrbart gestutzt trug als Heimkehrer aus englischer Kriegsgefangenschaft. Adolf Haslinger, Literaturprofessor und Universitaetsrektor in Salzburg, hielt eine wuerdige, diskrete Rede ueber seinen Freund, den Ortsschriftsteller (Handke ueber Handke). Griffen samt Umgebung sind ein solcher Bilder gebender Ort, auch von anderen - im slowenischen Karst, in Friaul, am Suedwestrand von Paris, in der Po-Ebene, in Amerika, in Spanien - erzaehlen die Buecher. Eine halbe Stunde Weges entfernt liegt, am Marktgemeinderand (Altenmarkt 25), das heute mit einer Satellitenschuessel ausgeruestete Haus, das sich Peter Handkes Mutter und Stiefvater gebaut haben. In einer halben Gehstunde in die andere Richtung gelangt man zum schilfumsaeumten Griffener See. Heute eine Verkehrslaermhoelle! Handkes Protesten gegen die Autobahntrasse blieb der Erfolg versagt. Die neue A 2 leitet seit kurzem die Kolonnen von Griffen ab. Dieses Ortsschild war unter Autofahrern gefuerchtet. Rasende Handke-Leser verfluchten dort den Zwang zur Langsamkeit immerhin bedaechtig. Datenbank PRE Dokumentennummer: PR1997082518350067
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A COMPOSITE OF THE "GRIFFEN STIFT" -[SEMINARY] THAT HANDKE ATTENDED....
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AN AUSTRIAN WINTER SCENE...
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A CAVE NEAR GRIFFEN, PERHAPS YOUNG PETER WAS PREDISPOSED TOWARDS THESE DOLMINEN ALREADY IN HIS YOUTH....
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A country church near Griffen...
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Whether "Deutsch-Griffen" is the same as Handke's Griffen? Anyhow, also very close to Klagenfurt.
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A fairly typical Austrian valley...
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A different view of a valley...
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Pustritz, near Griffen
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A composite of the Griffen Castle....
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